Über uns

Chronik der Narrenzunft Sulgen e.V.

In Sulgen blüht die Narretei schon in der Zeit, als es noch zwei Flecken, Sulgen und Sulgau, gibt. Im Jahre 1699 gibt es am „Fasnachtszinstag  Schlaghändel auf dem Sulgen an dem Wirtshaus.  Strafe: ein Pfund Heller und Turmstrafe der Beteiligten“. An anderer Stelle heißt es: „Rauff- und Schlaghändel bey Berthel Stammelbach während Fasnacht bey öffentlichem Danz.“

Sulgen und Sulgau schliessen sich am 01. April 1934 zur Gemeinde Sulgen zusammen. Seltsamerweise besitzt die Fasnet im evangelischen Sulgau einen höheren Stellenwert als im überwiegend katholischen Sulgen und hat auch ihren örtlichen Ursprung in der damaligen Gemeinde Sulgau.

Fasnet, wenn auch nicht im heutigen Sinne, gibt es in Sulgen schon seit Anfang der 30er Jahre. Um den Einwohnern beider Gemeinden gerecht zu werden, werden abwechselnd in den Sälen der Gasthäuser „Hasen“ und „Festung“ Fasnetsveranstaltungen mit Programm durchgeführt. Auch das Fasnetsverbrennen am Fasnetsdienstag um Mitternacht hat seither seinen festen Platz im örtlichen Fasnetskalender.

Immer wieder gibt es Menschen, die mit ihren Ideen und der Narretei für Stimmung auf den Strassen und in den Lokalen sorgen. Erstes „Narrenlaufen“ mit geliehenen „Heiligenbronner „ und „Villinger Hansel“ gab es um 1934. Doch erst 1939 gründen dann einige alte Narren, u.a. Hermann Plocher, Franz Rapp d.A., Christian Kammerer, Walter Kerschner und der Festungswirt Storz im Gasthof „Rose“ die „Narrenzunft Sulgen“. Das teilweise wilde Fasnetstreiben wird geordnet. Frühere Unterlagen sind nicht mehr vorhanden, da das Sulgener Rathaus am 01. Februar 1936 völlig niedergebrannt ist.

Der Zweite Weltkrieg bringt die Sulgener Fasnet zum Erliegen. Erst nach dem Krieg kann der Traum eines eigenen Narrenkleides verwirklicht werden. Die Zunft wird nach derzeitigen Recherchen im Jahre 1947 wiedergegründet. Im Jahr 1948 findet wieder ein großer Fasnetsumzug statt. Die Masken des Sulgener Hansels, ein Vertreter der Weissnarren, werden den Sulgener Originalen Christian Kammerer und Festungswirt Storz nahgeschnitzt, beide große Förderer und Anhänger der einheimischen Fasnet.

Ein Herr Lessing bemalt die ersten Leinenkleider mit den Sulgener Motiven. Der Sulgener Hansel wird auch „Krattenmacher“ genannt. Der „Krattenmacher“ (Feinkorbflechter) ist das Symbol der Sulgener Fasnet. Das Korbflechten war früher Haupterwerbsquelle der Dorfbevölkerung. Wie aus dem Narrenmarsch unschwer zu entnehmen ist, war der Name „Krattenmacher“ nicht nur eine Berufsbezeichnung, sondern wurde durchaus auch als Schimpfname missbraucht.

So ist die Streitsucht der Einheimischen in der Gegend weit bekannt. Die Bewohner verdienen sich ihr Einkommen durch das Herstellen von Körben, sogenannte „Kratten“ und anderen Flechtarbeiten aus Weideästen. Auf dem Rücken des Narrenkleides wird ein Krattnmacher bei der Arbeit dargestellt.

Anfang der 50er Jahre führt die Sulgener Narrenzunft unter Präsident Oskar Fix sen. die bei der Bevölkerung sehr beliebten Fasnetsbälle, Zunft- und Bürgerball, ein. Seit dieser Zeit gibt es auch einen Brezelsegen. Über 12.000 Brezeln, 800 kg Gutsle und  etwa 1.500 kg Orangen werden Jahr für Jahr verteilt.

Ebenfalls zu dieser Zeit erklingt erstmals der vom damaligen Musikverein-Dirigenten Bruno Heim und seinem Schwager Narrenpräsident Oskar Fix sen. komponierte und getextete, seinerzeit in der Bevölkerung höchst umstrittene, Narrenmarsch. Erst Mitte der 70er Jahre schafft der Krattenmacher-Marsch nach einer kleinen Textänderung und unter tatkräftiger Mithilfe der „Hof-AG“, einer bis heute sehr agilen Narrengruppe, den Durchbruch und die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Ein weiteres Narrenkleid, die Sulgener „Kaffeedohle“ , entsteht 1961. Sie stellt das weibliche Gegenstück zum „Krattenmacher“ dar. Ihren Ursprung und Namen hat sie von einigen angesehenen Damen aus der Oberschicht, die sich früher jede Woche zur Kaffeestunde einfanden, über die einfachen Leute tratschten und hierbei in Massen Kaffee tranken.

In der Öffentlichkeit werden diese bald „Kaffeedohlen“ genannt. Initiator dieses Kleides ist der Langjährige frühere Gildemeister Eugen Fader. Die Gesichtszüge der Kaffeedohlen-Maske sind dem Gesicht seiner verstorbenen Frau Anni Fader nachgebildet. Das Narrenkleid charakterisiert ein Schnurrweib. Sie sagt lustige Begebenheiten im Sinn von „hosch des scho g’hört…“ auf.

1963 treten die ersten Gardemädchen in der Sulgener Öffentlichkeit auf. Maßgeblich verantwortlich für die Gründung war der damalige Elferrat Albert Ruf, der am 26. Oktober 1963 im Gasthaus „Unot“ mit Stolz die gelungene Premiere der damals sieben jungen Mädchen unter der Leitung von „Frau Schnappinger“ bekannt gab.

1975 gründet die Narrenzunft Sulgen einen Fanfarenzug, der in den kommenden Jahren mehrere vordere Platzierungen bei Wertungskritikspielen erzielt.

1987 wird der "Feurenmoosgeist“ aus der Taufe gehoben. Sagenumwoben verkörpert diese Narrenfigur das unheimliche Geistern im Feurenmoos, einem riesigen Waldstück zwischen der Sulgener Gemarkung Hutneck und Schrambergs Stadtteil Schönbronn. 

Der Fanfarenzug der Narrenzunft wird nach neunjähriger Pause 1992 wiederbelebt. Die „Hof-AG“, eine Sulgener Fasnet-Clique, führt das heute beider Bevölkerung sehr beliebte „schnurren“ durch die Sulgener Lokale ein. Hier werden kleine und große Missgeschicke der Sulgener Bevölkerung vors närrische Licht geführt.

Sie ist auch 1976 verantwortlich für das Erscheinen des Sulgener Narrenblättle, dem „Krattenmacher“, der lediglich als Notlösung gedacht war, da dessen Vorgänger, „Der Feinkorbflechter“, 1975 durch die Narrenzunft Sulgen aufgegeben wurde.

Die Mitgliedschaft im Narrenfreundschaftsring „Schwarzwald-Baar-Heuberg“ kündigt die Sulgener Zunft im Jahre 1985 auf, um am 11. Mai 1994 in Lauterbach-Sulzbach mit weiteren „abtrünnigen“ die „Freie Narrenvereinigung Mittlerer Schwarzwald“ zu gründen, bei der die Zahl der Mitgliedszünfte auf neun eingeschränkt ist. Unser derzeitiger Narrenpräsident Hans-Peter Marte steht dieser Vereinigung seit ihrer Gründung als Oberzunftmeister vor.

Zudem ist die Narrenzunft Sulgen e.V. Gründungsmitglied der am 09. Mai 2010 gegründeten „Europäischen Narrenvereinigung Baden Württemberg e.V.“.

Im Jahr 2000 wird eine „Vision zur Wirklichkeit“. Am 27. Februar weiht die Narrenzunft ihren wunderschönen Narrenbrunnen nahe des Zentrums „Sulgen-Mitte“ ein. Insbesondere ein verdienst unseres Obernarren Bernhard Ganter, der sich hierfür unermüdlich eingesetzt hat. Bei herrlichem Kaiserwetter geben sich alle Zünfte und Gilden der „Freien Narrenvereinigung Mittlerer Schwarzwald“, sowie der näheren Umgebung die Ehre. Im Beisein der befreundeten Schweizer Guggenmusiken „Lättguuger“  Winikon und „Quä-Quägr“ Triengen übergibt Zunftpräsident Hape Marte die Schenkungsurkunde für den Narrenbrunnen an Schrambergs Oberbürgermeister Dr. Herbert O. Zinell und damit an die einheimische Bevölkerung.

Just an der Fasnet 2001 wurde ein Sulgener im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zum Coverstar eines USA-weit erscheinenden Magazins. Das Blatt widmet sich der deutschen Kultur und so kommt es auch, dass der Sulgener Hansel das Cover des Magazins „German Life“ ziert.

Seit dem Dreikönigstag 2002 ist der Narrenzunft Sulgen er endgültige weltweite Durchbruch gelungen: wir sind online im „World Wide Web“ unter www.narrenzunft- sulgen.de.

Heute zählt die Narrenzunft Sulgen ca. 450 Mitglieder, wobei die etwa 250 Mitglieder er Hanselgilde alljährlich beim traditionellen „Hanselabstauben“ am Dreikönigstag neue Mitglieder bzw. Narrenkleidle aufnimmt.

Unsere Narrenfiguren

Der Sulgener Hansel ("Krattenmacher") 

Der Fuchsschwanz ist das Zeichen der Andersartigkeit, Gerissenheit und Gewieftheit des Narren.

Der Kratten ist das Symbol der Sulgener Zunft.

Die Maske stellt einen der beiden Narrengründer, Storz und Kammerer dar.

Die Rüsche um den Hals soll die Vornehmheit, Hoheit und Majestät zu erkennen geben.

Auf der Brust befindet sich links das Schramberger und rechts das Sulgener Wappen.

Auf dem Rücken ist ein Krattenmacher bei der Arbeit dargestellt. Darunter die Sonne als das strahlende Sinnbild des wiedererwachenden Frühlings.

Die Hinterseite des Beinkleides ziert links ein Krattenmaher mit Weidenkätzchen, ebenfalls ein Sinnbild des erwachenen Frühlings. Dazu rechts der scheidende Winter. 

Die Vorderseiten des Beinkleides sind links und rechts mit einer Schwarzwälderin und einem Mann in Schwarzwälder Tracht bemalt.

Bunt verstreut auf den Ärmeln und dem übrigen Kleid sind Weidenkätzchen, Schmetterlinge und die Sulgener Kaffeekanne, Brezeln und der Hering für den Kehraus angebracht.

Das Geschell zeigt am deutlichsten den Ursprung der Fasnet aus heidnischen Bräuchen. In vorchristlicher Zeit sollte das laute Klingeln der zahlreichen Schellen die Winterdämonen vertreiben, nachdem sie mit dem beginnenden Frühling ausgespielt hatten.

Der Hanselsprung war ursprünglich nichts weiter als ein Beschwörungstanz zur Geisteraustreibung.

Der Brezelsegen entstand aus der Sitte, die Armen zu beschenken. Heute erfreuen die Brezeln vor allem die Kinder auf der Straße und die alten Fasnetsbräuche schenken Jung und Alt unbeschwerte Freude.

Die Kaffeedohle

Sie ist das weibliche Gegenstück zum Sulgener Hansel.

Die Kaffeedohle besteht seit 1961 und stellt ein freundliches ältliches Weib dar. Ihren Ursprung und Name hat die Kaffeedohle von einigen angesehenen Sulgener Damen aus der sogenannten Oberschicht im früheren Sulgener Ortsteils Sulgau, die sich damals regelmäßig zum Kaffeeklatsch trafen, wobei  über die einfachen Leute getratscht wurde.

Gründer dieses Kleidles ist der langjährige Präsident Eugen Fader genannt "Eugen" und die Gesichtszüge der Kaffeedohle sind dem Gesicht seiner verstorbenen Frau Anni Fader nachgebildet.

Ihr eigentlichen Charakter als Schnurrweib ist das Aufsagen von lustigen Begebenheiten, das Tratschen im Sinne von "hosch des scho ghört...".

Als süße Belohnung für eine so "narret" gemachten und in Anlehnung an ihren Ursprung verteilt sie Kaffeebohnen aus Schokolade.

Der  Feurenmoosgeist

Diese Narrenfigur ist nach einem an den Sulgen angrenzendes großes Waldgebiet benannt.

Er hat eine freundliche Maske, ist also ein "guter" Geist.

Seine Haube ist verziert mit "Moggele", das sind Kiefernzapfen.

Auf seinem Kittel ist ebenfalls, wie beim Hansel, das Sulgender Wappen, sowie der Wasserturm, ein Sulgener Wahrzeichen, dargestellt. 

Sein Rückenteil zeigt Fuchs und Hase, einen Baum und Vögel.

Mit Wurzelstock, Federwedel und Narrenschere sowie einem Jutesack ist der Feurenmoosgeist in brauner Hose und grünen Strümpfen komplett.

Er verteilt Süßigkeiten, Schokotäfelchen oder Laugenweckle an die Narren und Besucher.

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